Skandal über Skandal! Und alles wegen violetter Blüten.

Nein, es geht nicht um die „Blüten“ mit und ohne Wasserzeichen, von denen es heisst: „Wer, abgesehen von den Fällen des § 146, falsches Geld als echt in Verkehr bringt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Der Versuch ist strafbar“. Und trotzdem Skandale? Ja, Strafvereitelung, Betrug, Körperverletzung sind da zu nennen. Nicht unerwähnt soll dabei auch noch ein unglaubliches Kapitel Kriegswirtschaft. Selbstredend geht es um Geld, sehr viel Geld, um eine nicht fassbare Maßlosigkeit. So oder ähnlich könnte eine für Altenburg spannende Nachricht  in den Medien verbreitet werden, wenn man es denn ein Skandalthema wäre. Das ist es aber nicht, im Gegenteil. Die violetten Blüten sind ein Schatz, spannend und spektakulär. Von ihm wurde bereits vor rund 580 Jahren berichtet: Im Jahresrechnungsbuch der Stadt Altenburg ist 1439/40 ist auf der Seite 46 zu lesen: „Ausgaben zur Herfart…..item umb eyn phund pfeffer, item umb iii lod saffarens…“.  Ein Pfund Pfeffer und rund 50 gr. Safran gehörten zum Kriegsproviant auf einem Kampfwagen wie auch „eyn rinderbauch, 1 thone Keße, 1 thone putter, salz, 50 erbsen,…. eyn fesschen pulver…“.

Von da an beeinflusst - soweit bis jetzt nachweisbar - für rund einhundert Jahre Safran die Altenburger Wirtschaft, den Handel, natürlich die Kochkunst und vor allem den Gartenbau in der damaligen kurfürstlich-sächsischen Residenzstadt. In Altenburg gibt es Safrangärten, vor allem in den Vorstädten Pauritz und Naschhausen. In der Stadt leben Safranhändler, selbst die Krämer bieten in ihrem umfangreichen Warensortiment Safran an. Safran, bis zum heutigen Tag das teuerste Gewürz der Welt, wird hier angebaut und gehandelt. Das weckt Begehrlichkeiten die zum Teil mit bemerkenswerter krimineller Energie verfolgt werden wie die aktenkundigen Versuche belegen, durch falsche Gewichten, ja selbst durch den Diebstahl der Safranknollen am Gewinn aus dem Safranhandel teilzuhaben. Safran ist, so scheint es, fast wortwörtlich in aller Munde. Auf dem Schloss, genauer in der Hofküche und an der kurfürstlichen Tafel ist dies der Fall. Die Küchenmeister bestellen und kaufen die unglaublichen Mengen von rund 50 Pfund Safran, dazu 100 Pfund Pfeffer, 140 Pfund Ingwer und 50 Pfund Nelken. Selbst wenn man in Betracht zieht, dass das damalige Pfund nur 400 gr. entsprach.

Die Bestellungen und Käufe sind bis in die Zeit um 1530 nachweisbar. Da scheint es nur folgerichtig, wenn schon sehr zeitig auch von Safrangärten in Altenburg berichtet wird. Zum ersten Mal ist von ihnen 1436/37 die Rede. Diese Gärten befanden sich im Bereich des heutigen Theaters, andere, weitaus größere Safrangärten lagen südlich, unterhalb des Schlosses. Hier wurde auf kurfürstlichen Befehl so viel Safran angebaut, dass tausende Knollen ausgegraben und zum Wiedereinpflanzen in die Gärten des Schlosses Lochau (heute Annaburg) und nach Braunschweig ausgeführt wurden. Erst zur Mitte des 16. Jahrhunderts spielt der Safrananbau in Altenburg offenbar keine besondere Rolle mehr. Die Ursachen für die Rückgang beim Anbau und der Verwendung in den Altenburger Küchen ist bisher unbekannt. Die Erinnerung an diese Spezialkultur und das hervorragende Gewürz blieb jedoch bis ins 19. Jahrhundert in Berichten und Darstellungen erhalten, allerdings ähnelt manche Überlieferung eher einer Sage als einer Tatsachenschilderung.                                                                     Dr. H.J.Kessler